"Was ist also Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiss ich es; will ich einem Fragenden es erklaren, weiss ich es nicht" Augustinus' Frage fordert nach wie vor heraus.
Jede Erzahlung entfaltet sich in der Zeit und stellt selbst Zeit dar. Obwohl die Zeit gleich im ersten Satz der Simplicianischen Schriften von Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen in den Blick gerat, wurde sie fur die Gesamtheit seines Romanzyklus weder explizit thematisiert noch ausfuhrlich systematisch untersucht. Was lasst sich bei Grimmelshausen von dem entdecken, was man in Religion und Geisteswissenschaften von Zeitmessung und Zeitwahrnehmung in der Fruhen Neuzeit findet? Was bringt dieses Wissen fur die Romaninterpretation? Wie spiegelt sich die im 17. Jahrhundert noch vom heilsgeschichtlichen Konzept gepragte Zeitwahrnehmung in Grimmelshausens Werk wider? Wird sie vom Autor fur seine Intentionen funktionalisiert?
Das vorrangige Erkenntnisziel dieser Arbeit orientiert sich an der Frage, wie die 'Zeit' in Grimmelshausens Romanzyklus innerhalb der erzahlten Geschichten und der verwendeten Bildlichkeit und Motivik dargestellt wird und wie sie sich zum Kontext des zeitgenoessischen apokalyptischen und utopischen Schrifttums verhalt.