Das Wirtschaftsrecht, namentlich das Kartellrecht, adressiert Sanktionen unter anderem an Unternehmen. Diese sind häufig gesellschaftsrechtlich verfasst. Hier ergeben sich zwei Fragen: Nach welchen Maßstäben wird das Verhalten von Organen und Mitarbeitern den Unternehmen zugewiesen und inwiefern müssen die unternehmensinternen Bemühungen um normgerechtes Verhalten in Gestalt von Compliance-Maßnahmen bei der Sanktionierung berücksichtigt werden? Die vorliegende Untersuchung setzt sich insoweit kritisch mit der geltenden Behördenpraxis auseinander und nimmt zu aktuellen rechtspolitischen Fragen im Rahmen der anstehenden 9. GWB-Novelle Stellung. Die Autoren äußern sich ablehnend zu solchen Ansätzen, die auf eine verschuldensunabhängige Konzernhaftung hinauslaufen. Statt dessen plädieren sie für eine stärkere Ausrichtung der Sanktionierung an den konzerninternen Aufsichtsmöglichkeiten und an den tatsächlichen Compliance-Maßnahmen innerhalb von Unternehmensverbünden.