Fundament dieser Studie ist die Analyse der Interpretationsgeschichte von Schillers philosophisch-asthetischen Schriften zwischen 1848 und 1918 - der Epoche der Konsolidierung, dann der Etablierung des neukantianischen Wissenschaftsverstandnisses an den deutschen Universitaten. Rezeptionsgeschichtlich vorgehend, deckt der Autor anschliessend die spezifisch neukantianischen Motive der Schillerkritik auf und erkennt den tradierten Topos vom philosophischen Dilettantismus des kantisch inspirierten Dichters als diejenige Konstante innerhalb der literaturwissenschaftlichen Forschung, die der Ablehnung eines gultigen Praxis-Bezugs seiner Asthetik bis heute zugrunde liegt. Rekonstruiert wird Schillers "Theorie asthetischer Bildung" dagegen unter Rekurs auf die kritische Auseinandersetzung mit Fichtes Wissenschaftslehre als koharenter Gegenentwurf zu Rousseaus kulturpessimistischen Traktaten: er hebt bereits mit den "Kallias"-Fragmenten und den dort formulierten Strukturbedingungen des autonomen Kunstwerks an, reicht von der ontologisch begrundeten Anthropologie der Briefe "Uber die asthetische Erziehung" bis zur Kunst-Psychologie der -sentimentalischen- Empfindungen und leitet schlussig zur dramatischen Konzeption des "Wallenstein" uber."