Das Interesse am Themenbereich dieser Arbeit entstand bei der Auseinandersetzung mit den Kompetenzen, die der Bildungsplan für das Fach Naturwissenschaftliches Arbeiten zugrunde legt. Dort heißt es: "Außerdem sind sie [die im naturwissenschaftlichen Unterricht erworbenen Kompetenzen] Motivation für den Eintritt in naturwissenschaftlich-technisch orientierte Bildungsgänge oder Berufe. Um Mädchen vermehrt für diese Felder zu gewinnen, sollte der naturwissenschaftliche Unterricht teilweise monoedukativ organisiert sein" (Ministerium 2004, S. 96). Diese Formulierung weckte mein Interesse an diesem Themenkomplex zwischen Unterricht, jungen Frauen, ihrer Sozialisation und technischen/ naturwissenschaftlichen Berufen, der dem Bereich "Berufliche Orientierung und Arbeitswelt" (ebd., S. 18) innerhalb der "zentralen Themen und Aufgaben der Schule" (ebd., S. 18) zuzuordnen ist. Die Berufswahl von Mädchen und jungen Frauen, wie natürlich auch von jungen Männern, stellt einen "äußerst komplexen biografischen Prozess" (Nyssen 2004, S. 395) dar. Wenn es mit dieser Arbeit gelingt, "Material zu sammeln, das Aussagen über konkrete Wirklichkeit und Wahrnehmungen dieser Wirklichkeit durch konkrete Personen zulässt" (Lamnek 2005, S. 311) und so etwas zum besseren Verständnis dieser Prozesse beizutragen, hätte sich die Arbeit über meinen persönlichen Lernzuwachs im inhaltlichen und methodischen Bereich hinaus gelohnt. Welche Begründungs- und Deutungsmuster finden sich bei jungen Frauen mit mittlerem Bildungsabschluss, die einen naturwissenschaftlichen/ technischen Männerberuf ergreifen? Ausgehend von dieser Frage werden zunächst auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Situation aus der Literatur wesentliche Faktoren ausgewählt, die Einfluss auf die Berufsorientierung junger Frauen nehmen. Daraus wird ein qualitatives Setting für eine qualitative Interviewstudie entwickelt, deren Ergebnisse in dieser Arbeit aufbereitet werden. Selbstverständlich ist die Beschränkung auf junge Frauen und Mädchen in dieser Arbeit nur eine methodische Entscheidung. Gerade auch auf dem Hintergrund der Diskussionen um die Probleme von Jungen im Bildungssystem (vgl. dazu beispielsweise Hurrelmann u. a. 2008) und beim Übergang in die Berufswelt ergeben sich sicherlich auch dort interessante Fragestellungen.