Diese erste monographische Untersuchung zu Poliksena Solov'eva (1867-1924), Pseudonym Allegro, beschaftigt sich auf verschiedenen Ebenen mit ihrer mannlichen Maskerade. Diese Autorin des russischen Symbolismus tritt im Leben dezidiert mannlich auf, gleichzeitig schreibt sie ihre Texte, vornehmlich Lyrik, "als Mann". Grundlage fur die Analyse dieses Phanomens des "Gender-Shifts", des Wechsels von der Frau zum Mann in ihrer "Lebenskunst", bietet die aktuelle Gender-Forschung in West und Ost. Solov'evas geliebtes, angesprochenes Gegenuber ist immer weiblich. So stellt sich auch die Frage nach dem Zusammenhang von lesbischer Identitat und mannlicher Maskerade. Poliksena Solov'evas gesamte Schaffensperiode von 1899 bis 1923 wird untersucht. Dabei wird ihre von Zeitgenossen oft konstatierte "Andersartigkeit" mitten im Spannungsverhaltnis zwischen symbolistischem Weiblichkeitsideal, mannlicher Maskerade und ihrer Suche nach einem "dritten Weg" angesiedelt. Anhand von Kunstlerinnen und Kunstlern, von Figuren aus dem russischen Marchen wie dem Carevic, biblischen Figuren wie dem Seraphen oder anhand der tragischen Figur des Narren diskutiert Solov'eva mannliche wie weibliche Lebensentwurfe in der russischen Kunst und Literatur ihrer Epoche.