Martin Brändl untersucht die paulinischen Metaphern, Anspielungen und Fachausdrücke aus dem Kontext der antiken Athletik, Gymnastik und Agonistik und zeigt, dass Paulus in der antiken Agon-Tradition eine besondere Stellung zukommt. Seine Metaphern verdanken ihr Profil der Anlehnung an alttestamentliche und frühjüdische Traditionen, in denen sich die agonistischen Metaphern schon vor Paulus fest mit der Tradition vom Leiden des Gerechten verbunden hatten. So wird verständlich, warum Paulus seinen Dienst in der Nachfolge des Gekreuzigten als apostolischen Agon charakterisieren kann und sich in seinem Einsatz für das Evangelium mit seinen Gemeinden verbunden weiß. Den Erfahrungshorizont dieser Gemeinden hat Paulus im Blick, wenn er die agonistischen Metaphern in Anspielung auf örtliche Gegebenheiten formuliert. Der Autor zeigt anhand der ausführlichen Aufnahme agonistischer Zusammenhänge und Bilder in 1. Korinther 9,24-27, dass der Apostel hier auf das Lokalkolorit der Isthmischen Spiele anspielt, die alle zwei Jahre in der unmittelbaren Nähe von Korinth stattfanden. Die Lebendigkeit und Anschaulichkeit seiner Metaphern zeigen, dass er über eigene Kenntnis der Agonistik und der Wettkämpfe seiner Zeit verfügt hat. An den agonistischen Metaphern, die Paulus nicht selten gebraucht, zeigt sich ebenso, dass Theologie und Biographie, missionarische Sendung und persönliche Erfahrung für den Apostel eng zusammengehören.