Im Fokus der machtanalytischen Studie stehen die Moglichkeiten der Selbstbehauptung in einem autoritaren Herrschaftssystem. Diese Frage wird exemplarisch an zentralen Konflikten zwischen der Staatsmacht der DDR und kritischen, prominenten Autoren (Stefan Heym, Christa Wolf und Wolf Biermann) untersucht. In einem integrativen Forschungsansatz aus politik- und literaturwissenschaftlichen Verfahren werden neben literarischen Texten und offiziellen SED-Quellen auch unveroffentlichte Archivdokumente aus Kulturburokratie und Verlagen der DDR analysiert. Zur Einordnung der Kritik politischer Akteure wurde ein mehrdimensionales Schema politischer Systemdistanz entwickelt, das durch systematische Begriffsbildung einen kategorialen Beitrag zur Oppositions- und Widerstandsforschung darstellt. Die Ergebnisse ermoglichen einen differenzierten Blick auf die Herrschaftswirklichkeit in der DDR, verdeutlichen aber auch die besonderen Potenziale der Literatur und machen typische Funktionsmechanismen von Diktaturen transparent.
So wird aus der detaillierten Analyse einer konkreten historischen Konstellation ein Strukturmodell vielfaltiger Selbstbehauptungsstrategien und Herrschaftstechniken herausgearbeitet, das auch zur Interpretation anderer autoritarer Systeme dienen kann.