von K. D. Bock Gestatten Sie, daB ich einleitend Sinn und Zweck dieses Kolloquiums kurz umreiBe. Risikofaktoren sind, vorbehaltlich einer genaueren, vielleicht auch etwas abweichenden Definition, die Herr Epstein in seinem einfuhrenden Referat geben wird, Haupt-oder Teilursachen von Krankheiten oder Krankheitskomplikationen. Sie zeichnen sich durch einige Besonderheiten aus, die es rechtfertigen, sie von der ku- rativen Medizin abzugrenzen und sie auch als Spezialfall der Praven- tivmedizin zu betrachten. Man kann zwei Arten von Risikofaktoren unterscheiden. Zum einen sind Risikofaktoren angeborene oder erworbene biologische Norm- abweichungen oder exogene Einwirkungen, die bei (noch) gesunden Individuen auftreten. Die Eigenschaft, noch nicht krank zu sein, hat der Risikofaktorentrager gemeinsam mit Personen, die z. B. einer Schutzimpfung unterzogen werden. Jedoch unterscheidet er sich von daB ihn das Risiko erstens permanent und zweitens diesen dadurch, immer auch personlich bedroht, wahrend z. B. bei einer Massen- schutzimpfung der einzelne vielleicht uberhaupt nicht oder nur zeit- weise dem Risiko einer Infektion ausgesetzt ist. Zum anderen wird aber auch eine bereits manifeste Krankheit als Risiko/aktor bezeich- net, wenn sie bestimmte Komplikationen allein-oder mitverursacht, z. B. die arterielle Hypertonie die Hirnblutung. Der Risikofaktorentrager erkrankt trotzdem nicht in jedem Faile und auch dann meist nach unterschiedlich langer Dauer der Einwirkung des Risikos. Insofern enthalt das Risikofaktorenkonzept ein progno- stisches Element, das nur in statistischer Form (mehr oder weniger genau) erfaBbar ist, jiir den konkreten Einze/fall aber keine Aussage zu- laj1t. Diese wichtige Tatsache wird in der praktischen Anwendung oft nicht berucksichtigt.