Das komplexe Wechselspiel von Bildern und Wissenschaft steht im Mittelpunkt dieses Buches. Die Sternbilderdarstellungen in mittelalterlichen Handschriften transferieren eine antike, heidnische Bilderreihe in einen neuen, christlichen Kontext. Zugleich begleiten und strukturieren sie aber auch den Erkenntnisprozeß mittelalterlicher Astronomie. In einem umfangreichen Katalogteil werden 70 Handschriften aus vier Jahrhunderten analysiert, die heute über zahlreiche Bibliotheken der Welt verstreut sind. Die zusammenfassende Auswertung bündelt die Vielzahl der Befunde und zeichnet die Entwicklung der sich über die Jahrhunderte immer wieder verändernden Rezeptionsbedingungen der antiken Bilderfolge nach. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den jeweiligen Veränderungen der Interessen, welche die jeweiligen Maler und Betrachter leiteten und die auch den Bildern immer wieder eine andere Gestalt gaben. Das Buch entwirft so eine Geschichte, die ebenso von der Notwendigkeit der Kalenderfragen handelt wie von wissenschaftlicher Neugier und der Faszination der Bilder. In der interdisziplinären Tradition der kulturwissenschaftlichen Bibliothek Aby Warburgs und des dort 1915 von Fritz Saxl begonnenen Projekts eines „Verzeichnisses astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters“ liefert es eine grundlegende Fallstudie zum Bildgebrauch im Mittelalter sowie zum Bildverständnis vorneuzeitlicher Naturwissenschaft.