Zu Beginn der funfziger Jahre erhob der katholische Dichter Reinhold Schneider leidenschaftlichen Einspruch gegen die papstliche Lehre vom gerechten Verteidigungskrieg und gegen Konrad Adenauers Remilitarisierungspolitik. Er verweigerte die Mitarbeit in der christlichen Presse und publizierte statt dessen zahlreiche Beitrage in kryptokommunistischen Blattern. Daraus entwickelte sich der beruhmt-beruchtigte "Fall Reinhold Schneider", in dessen Verlauf sich Reinhold Schneider von der christlichen und burgerlichen Presse verfolgt und vernichtet wahnte. In Wahrheit war Reinhold Schneider auf Betreiben des sowjetzonalen Kulturorganisators Johannes R. Becher in den Nachkriegs-PEN aufgenommen und damit perspektivisch auch schon fur die kryptokommunistischen Blatter und Organisationen gewonnen worden.
Diese Arbeit nutzt zahlreiche oeffentliche und private Archive, Prozessmaterialien und Verfassungsschutzberichte, um Reinhold Schneiders Verstrickungen in das Rote Netz kryptokommunistischer Propaganda schlussig nachzuzeichnen. Der "Fall Reinhold Schneider" erweist sich dadurch als ein Paradebeispiel, wie es der Sowjetzone/DDR gelingen konnte, fur ihren Kampf gegen die Bundesrepublik auch hochangesehene christliche und burgerliche Autoren als propagandistische Galionsfiguren heranzuholen und zu missbrauchen.