Im Vergleich zum literaturwissenschaftlich und imagologisch bereits sehr gut erforschten Gebiet der ‚Zigeunerbilder‘ in der Literatur wurden bis jetzt kaum Arbeiten zur Selbstdarstellung der Roma in der Literatur veröffentlicht. Auf der Basis der aktuellen Diaspora-Forschung werden soziokulturelle Hintergründe der Roma-Gemeinschaften betrachtet. Dabei wird die These verfolgt, dass die literarischen Werke von Roma-Autoren eine historische Diaspora-Erfahrung nachzeichnen, jedoch auch dazu beitragen, einen (politischen) Diaspora-Diskurs zu entwickeln. In engem Zusammenhang dazu steht die Gedächtnisbildung. Um sich als diasporische Gruppe zu konstituieren, ist die Vermittlung kollektiver Symbolsysteme und historischer Erfahrungen bedeutend. Diesbezüglich wird zudem der Übergang von einer traditionell mündlich orientierten Wissensspeicherung zum schriftlichen Ausdruck, wie er in den Werken stattfindet, betrachtet. Mit der umfassenden Motivuntersuchung der narrativen Werke französischer Roma trägt die Studie dazu bei, die Forschungslücke zur europäischen Literatur der Roma zu schließen.