Der Commentarius in Ecclesiasten des Hieronymus war jahrhundertelang der
Standardkommentar zum Buch Kohelet. Er avancierte zum Referenzwerk einer
Spiritualität, die im Vanitas-Motiv und in der Übung des contemptus
mundi die abendländische Mentalitäts- und Geistesgeschichte bis in
die Neuzeit hinein in Anknüpfung und Widerspruch zutiefst geprägt hat.
Im vorliegenden Band werfen die unterschiedlichen Disziplinen: Exegese,
Patristik, Judaistik, Literaturwissenschaft, Philologie und
Kirchengeschichte einen gemeinsamen Blick auf den Kommentar und
beleuchten zentrale Themen und Motive, Intention und zeitgeschichtliche
Situierung des Kommentars. Zudem werden hermeneutische und
methodologische Grundfragen der patristischen Bibelauslegung diskutiert.
Die lange Zeit als überholt bezeichnete Kirchenväter-Exegese wird dabei
neu in das exegetische Gespräch gebracht und auf ihre Relevanz für eine
zeitgemäße Bibelauslegung hin befragt. Hieronymus empfiehlt sich dabei
in besonderer Weise als Gesprächspartner, ist er doch einer der
wirkmächtigsten Vertreter einer Auslegungstradition, in der Theologie
und Exegese, Glaube und Wissenschaft, Altes und Neues Testament noch
nicht getrennt waren.