John Henry Newman (1801-1890) umfasst in seinem Leben und mit seinem Werk zentrale Positionen der kirchengeschichtlichen und kirchenpolitischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts: Reform der Anglikanischen Kirche (Oxford-Bewegung), Erneuerung der christlichen Spiritualitat, Kampf gegen die Sakularisierung und Relativierung des Christentums. Er ist der Schoepfer der Theorie von der Entwicklung der christlichen Lehre (1845). Er grundet eine katholische Universitat in Dublin und entwirft eine neue "Idee der Universitat" mit einer Theorie der "Freien Bildung". Er erkennt die Bedeutsamkeit der Laien fur die christlichen Kirchen in alter und neuer Zeit. Er weist die Legitimation des Glaubensaktes vor dem Forum der Vernunft nach. Obgleich in vielfaltiger Weise verkannt und verleumdet, hielt er seine Zustimmung zur Katholischen Kirche aus eigener Gewissenhaftigkeit aufrecht. Er verteidigte die komplementare Erganzung von Gewissen und kirchlichem Lehramt. Seine Aufnahme in das Kardinalskollegium ehrte die Kirche mehr als ihn selbst. Erst im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erwiesen sich die Fruchte seines theologischen Vordenkens. Die Anglikanische Kirche zahlt J. H. Newman heute zu ihren Heiligen und die Katholische Kirche zu ihren Seligen, eine seltene Koinzidenz von oekumenischer Bedeutung fur die Zukunft.