Der bedeutende Chirurg, Ernst von Bergmann (1836-1907), besonders bekannt für die operative Säuberung großer Wund gebiete ("Wundtoilette"), hat vor Sanitätsoffizieren der Militärärztlichen Bildungsanstalten in Berlin am 2. Aug. 1883 eine Rede gehalten, bei welcher er kritisch zu Erfahrungen über Bluttransfusionen beim Menschen Stellung nimmt . . . "je weniger man vom Blute wußte, um so mehr sah man in ihm die Kraft, welche alle und jede Eigentümlichkeit wie Äußerung des Lebens bestimmt und schafft". Er kommt zu dem Ergebnis, daß zu jener Zeit weder tierisches noch menschliches Spenderblut geeignet sei, Blutverluste zu er setzen. Alten Vorstellungen zum Trotz, nach welchen solche Transfusionen verjüngend und heilend wirken sollten, stellt er die - viel weniger sensationelle - Infusion VOll Kochsalzlösung als Mittel zur Auffüllung des Kreislaufs gegenüber. In einer für jene Zeit erstaunlich klaren und weitsichtigen Analyse, und soweit damals überhaupt mög lich, beschreibt von Bergmann die bei Bluttransfusionen gemachten Beobachtungen, wie irreversible Blutdruckab fälle, Hämolyse und Leukozytensturz, Fieberanfälle, die Wirkung von Blutzerfallsprodukten und des "Fibrinfer mentes" , Thrombosen und Embolien - Ers-cheinungen, welche er zu klären verlangt, bevor derartige Operationen ausgeführt werden. Eben erst waren zuverlässige Bestim mungender Zahl der Blutkörperchen vor und nach Trans- fusionen möglich; Antikoagulantien waren noch nicht bekannt, erst fast zwanzigjahre später sollte Karl Landsteiner (1868-1943) in Wien die Bedeutung der menschlichen Blutgruppen A, B und Null entdecken! Ernst von Bergmann hat diese Entdeckung offenbar vor ausgeahnt. Kritisch sagt er: . . .
Preface by: O. Westphal