Wahrend der napoleonischen Kriege ruckte die antirevolutionare Grossmacht Russland ins Blickfeld der west- und mitteleuropaischen Eliten. In der kleinen Residenz Weimar richteten sich die Hoffnungen auf die materiellen und informellen Einflussmoeglichkeiten der russischen Zarentochter Maria Pawlowna (1786-1859). Die Grossfurstin, die 1804 mit dem Weimarer Thronfolger vermahlt wurde, entwickelte sich zur Schlusselfigur eines - weitgehend einseitigen - Kulturtransfers von Russland nach Deutschland. Im Zentrum dieses interdisziplinaren Sammelbandes stehen die Trager, Inhalte und Medien dieser Transferprozesse, die sich in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts um Maria Pawlowna anlagerten. Das Themenfeld reicht von Diplomatie uber Sozialfursorge und Wirtschaftspolitik bis hin zu Literatur, Gartenkunst, Architektur und Orientalistik. Aber auch die russische Wahrnehmung von Politik und Kultur in Deutschland wurde in diesen Jahrzehnten massgeblich von Weimar aus gepragt. Der Sammelband verweist daruber hinaus auf zentrale Phasenverschiebungen im Stellenwert Russlands fur die weimarisch-deutschen Diskurse vom Wiener Kongress uber den Polnischen Aufstand (1830/31), die Revolutionen von 1830 und 1848 bis hin zum Krimkrieg.