Erfahrene Stiefmiitter und Stiefvater berichten immer wieder davon, daB sie sich lange Zeit in ihrer "Stief'-Rolle iiberfordert haben, daB sie, riickschauend betrachtet, etwas Unrealistisches erwartet haben, und dies auch noch moglichst schnell. In dieser Gefahr stehen natiirlich auch die Berater (und damit auch die Beratenden) von Stieffa milien. Dies urn so mehr, da von dieser eigenen Uberforderung auch diejenigen Stiefeltern be richten, die selbst vom "Fach" sind, die also sozialpadagogisch oder therapeutisch tatig sind. Wahrend die Mitglieder von Stieffamilien im Laufe der Jahre ihres Zusammenlebens sensibel fUr ihre spezielle Lebensform werden, sollten die Berater von Stieffamilien iiber eine generelle Sensibilitat fiir diese Familienform moglichst schon zu Beginn einer Beratung verfiigen. In der Bundesrepublik hat die Beschaftigung mit der Familienform "Stieffamilie" in den Sozial wissenschaften verstarkt in den 80er Jahren begonnen. Einerseits geschah dies mit der Kennt nisnahme der Literatur aus den USA (etwa der Veroffentlichungen des Ehepaares Visher & Visher, die selbst in einer Stieffamilie leben und wirksame Impulse zur Beratung und zur Selbsthilfebewegung gaben), andererseits erschienen in den letzten Jahren nach der Veroffentli chung von Krahenbuhl et al. eine Reihe von Biichern zur Situation und zur Beratung von Stief familien (mit Schwerpunkten in der Therapie von Stieffamilien und der Darstellung und Refle xion der eigenen Erfahrungen von Stiefeltern).