Regionalisierung und Dezentralisierung gelten als Strategien staatlicher Modemisierung. Sie verweisen beide auf einen Prozeß der Veränderung politischer Strukturen. Während jedoch Dezentralisierung die Verlage rung von Aufgaben zwischen Gebietskörperschaften im Zusammenhang mit der Differenzierung der territorialen Organisationsstrukturen bedeu tet, beinhaltet Regionalisierung die Entwicklung einer neuartigen Form von Politik, für die der Raum als Kontext zur Erfüllung öffentlicher Auf gaben relevant wird. Dieser Raum konstituiert sich in Prozessen der Ko operation von Akteuren und Organisationen, die ihre Handlungen und Ressourcen mit dem Ziel einer gemeinsamen Förderung und Gestaltung regionaler Entwicklungen bündeln. Regionalisierung führt zu neuen Poli tikinhalten, und zwar im Hinblick auf Problemdefinition und Politikziele, aber auch zu neuen Handlungsformen. Sie erzeugt neue Strukturen und Verfahrensmodi, indem die Region zu einem neuen Forum der Mobilisie rung von Kooperation, Beteiligung und demokratischer Selbstbestimmung wird. Diese bringen neue Akteure ins Spiel und verändern Akteurskonstel lationen. Region stellt somit einen Raum dar, der im Sinne eines sozialen Kontextes zu verstehen ist und dessen Ausdehnung nur mit Bezug auf seine Funktionen und deshalb immer wieder neu zu bestimmbl ist. Mit dieser Definition von Regionalisierung gren~en wir uns von ei nem ausschließlich institutionellen Verständnis von Region ab, wie es in den Rechts- bzw. Verwaltungswissenschaften immer noch verbreitet und auch im europapolitischen Diskurs oft gebräuchlich ist, wenn von einem "Europa der Regionen" gesprochen wird. Rechts- und Verwaltungswissenschaften befassen sich in erster Linie mit der Normierung und Institutionalisierung von kollektivempolitischen Handeln.