DaB die Wirtschaft auf Ressourcen der Natur angewiesen ist und von den Werten und Normen der Kultur getragen wird, ist keine neue Erkenntnis. Doch die Entwick- lung des okonomischen Denkens nach Adam Smith hat diese Tatsache lange Zeit hinter ceteris-paribus-Klauseln, Theoriepramissen und Modellbedingungen treten und damit ein isoliertes Bild der Wirtschaft entstehen lassen. Es suggeriert, daB die Wirt- schaft nach ihren eigenen Systemgesetzen und -regeln gestaltet und normiert werden konne. Generationen von Studierenden wurde und wird heute noch in Lehrbtichem und Lehrveranstaltungen prazise erklart, wie eine Marktwirtschaft aufgebaut ist, wie sie funktioniert und wie die Ethik der Gewinnmaximierung durch striktes Befolgen des Prinzips der okonomischen Rationalitat in der Praxis verwirklicht werden kann. Dieses Denken ist aus verschiedenen Grunden in jtingster Zeit brUchig geworden, auch ablesbar am wachsenden Strom an Fachveroffentlichungen und Fachveranstal- tungen zu Fragen der Wirtschaftsethik und Untemehmenskultur einerseits und am zunehmenden Interesse ftir okologische Fragestellungen andererseits. Die Wirt- schaftspraxis und Wissenschaften verschiedener Fachrichtungen sind daran beteiligt. Doch scheinen tieferliegende Grtinde die eigentliche Triebkraft dieser Entwicklung zu sein: die massiver und akuter werdende okologische Globalkrise und die prekarer werdenen kulturellen Sinnkrisen.