Vor PISA wurde Schulentwicklung vor allem von der einzelnen Schule aus gedacht: Schulentwicklung als Ausgestaltung der jeweiligen Einzelschule mit dem Erkunden ihrer jeweiligen Stärken und besonderen Herausforderungen am jeweiligen Standort.
Seit PISA wird Schulentwicklung wieder zentralistisch gedacht: Bildung sei qua kultusadministrieller Zielvorgaben planbar, das heißt über Vereinheitlichung – Standardisierung – herstellbar und über entsprechender Methoden der Leistungsstandserhebung – Evaluation – auch überprüfbar.
Die aktuelle Entwicklung kann man auch als den empiric turn bezeichnen, als den Gedanken, analog vielen anderen Erzeugnissen des modernen Lebens lasse sich auch Bildung nach normierten Vorgaben technisch herstellen und der jeweilige outcome nachträglich kontrollieren. Die Vokabeln der aktuellen Bildungsreform sind auch der industriellen Produktion entlehnt: Controlling, Benchmarking, Qualitäts-Audits, Empowerment, Zielvereinbarung etc. Dies geht einher mit einem wissenschaftspolitischem Paradigmenwechsel, dem zufolge auch die qualitative Bildungsreflexion weitgehend einer quantifizierten Bildungsforschung zu weichen habe.
Die Beiträge dieses Bandes setzen sich kritisch mit den Leitideen der aktuellen Schulentwicklung auseinander. Die Auffassung von pädagogischem Handeln als einem herstellend-wirtschaftlichen Handeln wird mehrperspektivisch und grundlagentheoretisch erörtert: in bildungstheoretischer Hinsicht, in institutioneller Hinsicht, in vergleichender Hinsicht sowie in Kontexten der Lehrerbildung.
Mit Beiträgen von Johann J. Beichel, Linda Clarke, Konrad Fees, Geoff Hayward, Ulrich Herrmann, Walter Jungmann, Lutz Koch, Ludwig A. Pongratz, Jürgen Rekus, Christopher Winch.