Die vorliegende Studie uber Lessings -Minna von Barnhelm- versteht sich als Basislekture. Die Stolpersteine der Interpretationsgeschichte werden nicht aus dem Weg geraumt - die Rekonstruktion der Lessingschen Chiffrebotschaft zeigt vielmehr, dass sie bewusst gelegt sind.
Minna erscheint in der vorliegenden Deutung als Urheberin von Tellheims Wandlungsprozess, Franziska und Werner werden zu Protagonisten einer Gegenhandlung mit potentiell tragischem Ausgang und der Konig, ein entmachteter deus ex machina, erscheint als Verlierer. Die Feinstruktur des Lustspiels lasst sich u.a. anhand der Koordinaten des Sehens und Horens verfolgen. Schliesslich befasst sich die Studie auch mit dem Verhaltnis des Stucks zur sachsischen Typenkomodie, zur Commedia dell'arte und zu Lessings gesamtem Theaterentwurf. Die Positionen, die Lessing vor dem Hintergrund der deutschen und europaischen Aufklarung in der Frage des Verhaltnisses zwischen Individuum und Gesellschaft bezieht, haben bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren."