0.1 Zum gegenwartigen Stand der Metrik In Einleitungen zu Einfuhrungen in die Metrik scheint es heutzutage leider immer noch notwendig zu sein, auf die Metrik als einen ungeliebten Teilbereich der Li- teraturwissenschaft hinweisen zu mussenI. Nicht erst durch die Studentenbewe- gung Ende der 60er Jahre ist die Metrikforschung in ein wissenschaftliches Abseits 2 geruckt worden. Schon Jahre zuvor konstatierte Pretzel: Die Wissenschaft von der Metrik ( ... ) gehoert weder zu den besonders beliebten noch zu den besonders gepflegten Gebieten der deutschen Philologie. Der Grund fur das Orchideendasein der Metrik scheint mir nicht in einer geringen Menge metrischer Forschungen zu liegen, sondern im Fehlen einer expliziten, em- pirisch uberprufbaren metrischen Theorie. In diesem Sinne schreiben Wellek & Warren schon 1949: Dem Bereich der Prosodie oder Metrik sind durch die Jahrhunderte hindurch ungeheuer viel Arbeiten gewidmet worden. Man koennte glauben, dass wir heute wenig mehr zu tun hatten als die neuen me- trischen Formen zu uberprufen und das Ergebnis der Forschung auf die neue Technik jungster Dich- tung auszudehnen. In Wirklichkeit aber sind die Grundlagen und Hauptkriterien der Metrik uberhaupt noch nicht gesichert, wofur das verschwommene Denken, die verwirrte und standig wechselnde Terminolo- 3 gie, selbst in Standardwerken, bezeichnend ist .