Die Tischreden gehören zu den meist zitierten Texten Martin Luthers - und doch auch zugleich zu denjenigen, deren kritische Analyse noch in den Anfängen steckt. Die schon im 16. Jahrhundert geformte Tradition ist bis heute bestimmend für die Wahrnehmung und Auswertung dieser Quellen. Dabei sind ihre Entstehungsbedingungen, Überlieferungsgeschichte und literarischen Verknüpfungen ebenso schwierig zu erhellen wie die hermeneutischen Bedingungen für ihre angemessene Deutung im Horizont gegenwärtiger theologischer, historischer und erinnerungskultureller Forschung. Der vorliegende Band, der auf eine 2010 an der Universität Jena abgehaltene Tagung zurückgeht, stellt eine Annäherung an diese komplexe Lage aus unterschiedlichen Perspektiven dar. Die Autoren der hier gesammelten Beiträge sichern den Bestand - der über die in der Weimarer Ausgabe vorliegende Dokumentation deutlich hinaus geht - und diskutieren Möglichkeiten der Auslegung wie der weiteren Arbeit an den Tischreden und ihrer Edition.