Gedankenexperimente weisen in der Philosophie einen widersprüchlichen Status auf: Sie werden einerseits regelmäßig entworfen und breit diskutiert, andererseits werden sie ebenso häufig kritisiert oder sogar als Methode abgelehnt. Dies liegt vor allem an der narrativen Natur ihres Szenarios. Während dieses das Herzstück eines Gedankenexperiments ist, wird es in theoretischen Auseinandersetzungen meist entweder Zentrum der Kritik am Instrument oder schlicht vernachlässigt. Diese Untersuchung setzt es sich dem entgegen zum Ziel, den epistemologischen Stellenwert des Szenarios herauszuarbeiten, um auf dieser Basis eine neue Funktion von philosophischen Gedankenexperimenten theoretisch zu konturieren. Mithilfe einer Analyse des Forschungsstandes zum Diskurs um Gedankenexperimente, wissenschaftstheoretischen Begründungen und einer Analyse der Rezeption des Geiger-Gedankenexperiments von Judith Jarvis Thomson wird eine wissenschaftstheoretische Vermittlungsfunktion von Gedankenexperimenten entwickelt.