Die europaische Integration bleibt nicht auf die politisch-administrativen Handlungsraume und Funktionseliten der Europaischen Union begrenzt. Vielmehr werden zunehmend auch gesellschaftliche Strukturen der Mitgliedstaaten von der Europaisierungsdynamik erfasst. Welchen Beitrag kann die Soziologie zur Erforschung der europaischen Integration leisten? Mit welchen soziologischen Problemstellungen lasst sich die Dynamik der Europaisierung der nationalen Gesellschaften unter dem Gesichtspunkt des umfassenden sozialen und kulturellen Wandels in Europa erhellen? Mit welchen theoretischen und konzeptionellen Herausforderungen sieht sich das herkommliche Gesellschafts- und Institutionenverstandnis der Soziologie in Anbetracht der Entgrenzung und tendenziellen Aufhebung des geschlossenen Nationalstaates konfrontiert? Zentrale Themenbereiche dieses 40. Sonderhefts der KZfSS sind: Institutionenbildung und Institutionenkonflikte in der EU; Marktbildung, Konvergenz und Sozialintegration; nationaler und europaischer Burgerstatus; die Entstehung politischer Offentlichkeiten; Migration in Europa sowie gesellschaftstheoretische Perspektiven der europaischen Integration im sozialen Wandel.
Der Band mochte dazu beitragen, die gegenwartige Europafrage in ihrem ganzen Facettenreichtum starker als bisher auch soziologisch zu diskutieren. Die Offnung neuer Forschungshorizonte, nicht die Bilanzierung einer bereits bestehenden Forschungsrichtung ist das Hauptanliegen dieses Sammelbandes.