Sandra Ausborn-Brinker entwickelt eine anti-reduktionistische Theorie der Person, die sowohl der Komplexität des Personbegriffs gerecht wird als auch die Stellung des Personbegriffs im Schnittpunkt von theoretischer und praktischer Philosophie berücksichtigt. Personalität, Intentionalität, Körperlichkeit, Rationalität, Handlungsfähigkeit, Sozialität und Interaktionsfähigkeit stehen in komplexen und vielfältigen Verweisungszusammenhängen zueinander. Diese werden auf der Basis des Personbegriffs von Strawson offengelegt.Dabei ergibt sich, daß Personen ihre propositionalen Einstellungen in praktischen Selbstverhältnissen als die ihrigen verstehen und in der Lage sind, das Verhalten anderer Wesen als Verständliches zu begreifen. Da Verstehen aber immer das Vorhandensein einer 'gemeinsamen geteilten Welt' voraussetzt, können sich Personen nur in bezug auf andere Personen als Personen begreifen. Es gibt damit keine objektiv erfüllbaren empirischen Kriterien dafür, daß ein Wesen eine Person ist. Wir können nur dann davon ausgehen, daß wir es mit einer Person zu tun haben, wenn dieses Wesen auch in der Lage ist, sich selbst und uns Personalität zuzuschreiben.Dieser 'Holismus der Personalität' hat entscheidende Auswirkungen auf die Frage nach den Bedingungen der personalen Identität und den moralisch praktischen Konsequenzen. Im Rahmen der hier ausgearbeiteten Theorie der Person gilt, daß allein Personen durch ihre Handlungsfähigkeit gegenüber anderen Wesen Verpflichtungen eingehen und die Rechte anderer Lebewesen garantieren können.