Der Tabak und auch sein Genuss stammen aus Amerika. Im Europa des 17. Jahrhunderts entzundet sich eine wissenschaftlich gefuhrte Debatte um die Legitimitat dieses exotischen Novums. Bei diesem Streit geht es um eine prinzipielle Frage, namlich um die Legitimitat des Neuen und der Neugier schlechthin. Angesichts dieser Verknupfung des Tabaks mit den Begriffen des Neuen und der Neugier stellt sich die Frage, ob das neue Tabakrauchen als Motiv der Malerei Inhalte transportiert, die eine am Neuen orientierte, moderne kunstlerische Haltung vertreten. Daraufhin werden die Schriften der niederlandischen Kunsttheoretiker und die Kunstlerbilder des 17. Jahrhunderts anhand ausgewahlter Beispiele befragt. Auch die Untersuchung der inhaltlichen Einbindung des Rauchermotivs hinsichtlich der Aspekte der Sinnlichkeit, der Vanitas, des Niederen und des Komischen zeigt, dass sich das Motiv des Tabakrauchens gezielt gegen einen antikenorientierten Klassizismus stellt. Die Betrachtung der geschlechtlichen Assoziation und der Darstellung rauchender Indianer macht deutlich, dass der Tabak nicht nur als Novum, sondern gleichzeitig auch synonym fur das Andere und Fremde steht. In einem Ausblick auf das 18. und 19. Jahrhundert wird anhand von Beispielen von Hogarth, Courbet und van Gogh in der Rezeption des niederlandischen Rauchermotivs eine historische Bestatigung der These einer prinzipiellen Modernitat des Rauchermotivs gefunden."