Der schleswig-holsteinische Grenzort Buchen war Durchgangsstation fur die Heimkehrer- und Aussiedlertransporte der 1950er Jahre und ab Mitte der 1960er Jahre zentrales Drehkreuz fur Millionen Interzonenreisende. Die Betreuung des Interzonenverkehrs im Kalten Krieg wurde zu einem besonderen Aspekt deutsch-deutscher Nachbarschaftspolitik. Das karitative Wirken der Bahnhofsmissionen an den Grenzbahnhoefen lag im intentionalen Schnittpunkt des Ministeriums fur innerdeutsche Beziehungen und der Bonner Sozialpolitik. 1956 waren die Bahnhofsmissionen in der DDR verboten worden. Die BRD-Politik hingegen zielte darauf ab, die DDR-Reisenden als Ausdruck einer systemantagonistischen Abgrenzungskonkurrenz zu ihren Adressaten zu machen.
Dieses Buch richtet den Blick auf die verschiedenen Facetten der zeithistorischen Bedeutung der Bahnhofsmissionen wahrend der deutschen Teilung. Vor allem die Bahnhofsmission Buchen schaffte es, durch das besondere Engagement der dort tatigen Helferinnen und Helfer den ansonsten mit Bedruckung und AEngsten besetzten Grenzubergang zu einem Ort der Begegnung und der menschlichen Zuwendung werden zu lassen.