Namen wie Hitler, Himmler und Heydrich stehen für den Mord an den europäischen Juden. Ein ganzes Heer von Namenlosen jedoch, die Vordenker der Vernichtung, haben diesen Genozid erst möglich gemacht. Die beiden Autoren versuchen in ihrem Buch, das seit seinem Erscheinen heftig diskutiert wird, die höchst widersprüchliche Politik des nationalsozialistischen Staates aufzuzeigen: Einerseits habe er eine in Deutschland bis dahin nicht bekannte Modernisierung und Dynamik entwickelt, andererseits eine bis heute unbekannte Systematik der Ausrottung und Zerstörung.
Götz Aly und Susanne Heim arbeiten heraus, wie eine junge Wissenschaftlerelite ehrgeizig und äußerst effizient ihr Ziel verfolgt: zunächst Deutschland, dann aber auch dem gesamten europäischen Kontinent neue soziale, vor allem aber ökonomische Strukturen aufzuzwingen. Für diese »Expertokratie« war im moralischen wie im politischen Sinne alles machbar. Sie verfügte über ein Maß an Macht und Einfluß, wie es vergleichbaren Beraterstäben sonst nicht zugestanden wird. Ihre Pläne verbanden sich mit der aggressiven und inhumanen Ideologie des Nationalsozialismus zu dem alles beherrschenden Zweck, eine nach ihrem Verständnis »besser organisierte« Zukunft zu gestalten.
Das Reißbrett-Denken mit seinen Strukturmodellen und Generalplänen stürzte statt dessen Millionen von Menschen in eine beispiellose Katastrophe: in den Raub- und Vernichtungskrieg und schließlich direkt in die Gaskammern der Konzentrationslager. Wer nicht in das Konzept paßte und der Modernisierung Europas im Wege stand, wurde bedenkenlos vertrieben und vernichtet.
Auschwitz war deshalb - so lautet eine These der beiden Autoren - auch das furchtbare Ergebnis des Reißbrett-Denkens dieser gnadenlosen Experten, die ihr Wissen und ihr Können dazu nutzten, den millionenfachen Mord vorzubereiten.