Mit Martin Opitz' Buch von der Deutschen Poeterey (1624) tritt, als hatte es dieses Signals nur bedurft, eine deutschsprachige Kunstdichtung auf den literaturgeschichtlichen Plan, die sich sogleich vielfaltig ausfachert. Als 'gebundene Rede', in Versen verfasste Dichtung, erscheint sie dennoch durch eine gemeinsame Signatur zur einheitlichen Bewegung formiert. Was aber ist mit der barocken Prosa? Sie entwickelt sich parallel, in der literarisch wie theoretisch organisierten Ausschlusssphare, dies aber keineswegs bloss in Gebrauchs- und Reprasentationstexten, sondern gerade auch im Bereich der Fiktion.
Die vorliegenden Beitrage widmen sich aus unterschiedlichen Perspektiven und von unterschiedlichen Textszenarien aus vorsichtig konzeptualisierend diesem Befund, fur den es keine tragfahigen Beschreibungssysteme gibt. Sie sind auf der Suche nach Kriterien, die das (scheinbar) unmarkierte Andere der "Poeterey" begrifflich fassen koennen, und zeichnen in paradigmatischen Momentaufnahmen nach, wie innerhalb des poetologischen Diskurses sich die Hierarchien verschieben: vom anfanglichen Ausschluss der Prosa aus den Poetiken bis hin zur Usurpation der Poetiken durch die Prosa.
Der Band dokumentiert die von den Herausgebern im September 2009 an der Ruhr-Universitat Bochum veranstaltete Tagung "Spielregeln barocker Prosa".