Die Entwicklung der Psychiatrie in den verschiedenen Uindern der Erde bietet ein sehr heterogenes Bild. Wiihrend es einer aligemeinen Gesetzma igkeit zu entsprechen scheint, da die Psychiatrie erst nach Entfaltung der gro en medizinischen Facher (Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde, Frauenheilkunde) aufgebaut und ent- wickelt wird, ist in Uindern mit vorhandenen psychiatrischen Einrichtungen deren Entwicklungsstand au erst uneinheitlich. Einer erstarrten Psychiatrie in einem Lande - bedingt durch das Ausruhen auf den Lorbeeren vergangener gro er Zeiten - steht eine stiirmische Neuerungssucht in einem anderen Lande gegentiber, die durch modische Wellen in stiindiger Veranderung gehalten wird; einer nlichtern und empirisch prlifen- den Psychiatrie, die das Bewiihrte tradiert, das nicht Beweisbare fallen la t und Neu- erungen aufgeschlossen tibernimmt, kann im Nachbarland eine spekulative, stark welt- anschaulich argumentierende Psychiatrie gegenliberstehen; der jeweilige "National- charakter" der Psychiatrie kann einheitlich ausgepragt sein, oder die Psychiatrie eines Landes kann sich in mehrere Schulen imfspalten. 1m Zusammenhang mit diesen Fak- toren ist auch der Stand der Ausbildung der Studenten und Weiterbildung der ange- henden Facharzte in Psychiatrie uneinheitlich, sowohl was die Methodik der Ausbil- dung anbelangt als auch den Inhalt dessen, was vermittelt wird. Neben einer gro en Freiztigigkeit der Lehre stehen standardisierte Ausbildungsplane mit detaillierten Curricula und vorgeschriebenen Methoden der Lehrstoffvermittlung. In der Bundesrepublik Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt ein zunehmendes Offentliches Interesse an psychiatrischen Fragen entwickelt, wobei zahlreiche A e- rungen der Unzufriedenheit tiber den gegenwartigen Zustand der Psychiatrie laut ge- worden und vielfliltige Reformen gefordert worden sind.