Thomas von Erfurt; Stephan Grotz John Benjamins Publishing Co (1998) Kovakantinen kirja 171,40 € |
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Abhandlung uber die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache. [Tractatus de Modis significandi.] - Aus dem Lateinischen ubersetz Der lange dem Duns Scotus zugeschriebene Traktat des Thomas von Erfurt wird hier erstmals in einer deutschen UEbersetzung vorgestellt. Er gilt als der abschliessende Hoehepunkt der spekulativen Grammatik, einer der gewichtigsten Ausformungen der spatmittelalterlichen Sprachtheorie. Von Bedeutung durfte dieser Text aber nicht nur fur Mediavisten sein. Dai der Traktat auch in neueren sprachtheoretischen Ansatzen eine zentrale Rolle spielt, zeigt seine Wiederentdeckung durch Charles S. Peirce, Martin Heidegger oder den Strukturalisten Roman Jakobson. UEbersetzung und Einleitung verstehen sich deshalb nicht nur als eine Verstandnishilfe fur den Traktat, sondern auch als ein Hinweis auf seinen historischen wie systematischen Grundlagencharakter.Grundlagencharakter hat hier vor allem Thomas' Theorie von einer grammatischen Bedeutsamkeit der Sprache. Danach finden sich in allen Sprachen dieselben grammatischen Formen und Funktionen und koennen insofern universal als die bedeutsamen Verhaltensweisen "der" Sprache (modi significandi) beschrieben werden. Freilich ist dies die Sicht eines mittelalterlichen Universalismus, der einem heutigen Sprachverstandnis kaum mehr Stand halt. Von daher liegt die wirkliche Herausforderung des Traktats, die nicht nur bei den Zeitgenossen fur heftige Abwehrreaktionen sorgte, sondern die auch heute nichts von ihrer Provokanz eingebusst hat, in seiner Einsicht, dass die grammatischen Formen eine prinzipiell andere Bedeutungsstruktur besitzen als das lexikalische Inventar einer Sprache. Mit der Herausarbeitung einer solchen grammatischen Signifikationsstruktur bietet der Traktat einen ausserst lehrreichen Einblick in die Genese dessen, was mittlerweile unter dem Schlagwort der "Semantik von Formen" eine facttenreiche Wirkung entfaltet hat.
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