Rolando Holtz | Akateeminen Kirjakauppa

643 Jahre nach dem letzten grossen Krieg der Menschheit blieben die Uhren um 09.42 stehen. Eine neue Zeitrechnung brach an, in der verschiedene Völker in einem Mikrokosmos, der durch ein geheimes Experiment der damaligen Wissenschaftler entstand, vor einer verheerenden Verseuchung Schutz suchten.
Ganze Landstriche, Bergmassive und Meere befanden sich darunter. Aus der einst fortschrittlichen Welt beseitigten die neuen strengen Herrscher, um die Apokalypse zu verdrängen, alle Zeugnisse und Bauwerke der damaligen Zeit. Zurück blieb eine Bau- und Denkweise wie die des finsteren Mittelalters.
Nur wenigen Menschen wurde diese Einengung bewusst, die sich auch auf die intellektuelle Entfaltung niederschlug. Männer wie Hilarius von Höhlborn, erster Vorsitzender der Büchergilde, versuchten dieses verfälschte Weltbild durchzusetzen, um die Ordnung der Obrigkeit zu bewahren. Sein Gegenspieler war Ronaldo Warrnow, ein ,harmloser' Bibliothekar aus einer Provinzstadt im Lande Askat, der zu viele Fragen stellte und unbequeme Antworten propagierte. Ihm drohte die Frühlingsverbrennung wie vielen Andersdenkenden und Hexen.
Auf seiner Flucht vor der Obrigkeit begleitet ihn Rhyngulf ter Hart, ein junger Mann, der ihm einst in seiner Bibliothek in Auenbruck geholfen hatte. Der ungeliebte Sohn eines reichen Kaufmanns, der zum Missfallen seines Vaters nur Waldarbeiter geworden war, wird mit Warrnow während der Flucht die seltsamsten Geschöpfe, abenteuerlichsten Situationen und bizarre Landschaften erleben. Die enge Freundschaft zwischen dem starken Hünen und dem sensiblen Bibliothekar bekommt eine leichte homophile Komponente, die damals wie heute auf Unverständnis stiess.
Zum selben Zeitpunkt rückt eine Armada von schwarzen Segeln über das Meer bedrohlich näher. Ein Seefahrervolk, die Arkonier, graue Haut, gelbe Augen, Furcht erregend und brutal, versucht das Land Askat mit seinen prunkvollen Städten Friedemünde und Auenbruck zu erobern. Der machtgierige Höhlborn unterwirft sich den Eroberern, als der Fürst in Friedemünde fällt und nutzt die Uneinsichtigkeit der zwei arkonischen Herrscher Pexam und Xerrex. Es kommt zu Eroberungskriegen und Machtspielen, in denen Donka, ein arkonischer Hauptmann im Laufe der Geschichte eine undurchsichtige Rolle bekommt.
Während die Schlacht im Tiefland tobt, beschreibt die Geschichte eine eigene Welt tief unter der Erde. Die Grimmlinge, ein zwergenhaftes Volk, die auf einen ,Auserwählten' warten. Eine märchenhafte, bunte Welt, nicht ohne Kontroversen und strenge Hierarchien. Die menschenscheuen Grimmlinge finden ihren ,Auserwählten' in einem Liliputaner, der in einem Zirkus arbeitet. Durch dieses Bindeglied kommt es zu Begegnungen mit der ,Oberwelt'.
Auch von der Flucht betroffen beschreibt der Roman Nebenfiguren und deren Schicksale, z.B.: Eine von einem Arkonier vergewaltigte Frau. Einen Minnesänger, der am Ende des Buches bei Vollmondnächten seine dunklen Seiten entfaltet. Eine Courtisane, deren Gerechtigkeitsgefühl der Geschichte eine neue Richtung bringt. Ein alter Astrologe, der den beiden Hauptfiguren und nicht zuletzt dem Leser so manches Geheimnis der Geschichte erklärt. Während Höhlborn die zwei Hauptfiguren verfolgt, kommt es immer wieder zu Verstrickungen zwischen den einzelnen Schicksalen und Entwicklungen der Neben- sowie der Hauptrollen.