Beurteilung von Blutbild und Urinstatus nehmen in der Vorsorge- untersuchung und Diagnostik einen hohen Stellenwert ein, da der Arzt diese Bestimmungen bei uber 50% seiner Patienten in der Praxis und bei 100% der stationaren Patienten durchfuhrt. Sie las- sen sich im Gegensatz zu den meisten klinisch-chemischen Untersu- chungen nur begrenzt zentralisieren. Der Transport des Untersu- chungsmaterials - z. B. frisch gelassener Urin - ist nicht moeglich. Die mikroskopischen Untersuchungsmethoden sind im Gegensatz zu analytisch-chemischen Methoden nicht zu automatisieren. An- stelle eines entfernt gelegenen Zentrallaboratoriums erhalt der Arzt mit Hilfe der hier dargestellten einfachen, praxisgerechten Metho- den schnell, und meist auch finanziell weniger aufwendig, notwen- dige diagnostische Hinweise. Allerdings werden die einzelnen Me- thoden - wie die Beurteilung des Differentialblutbildes, Erythrozy- ten- und Leukozytenzahlung, Hamoglobin- und Hamatokritbestim- mung oder Untersuchungen des Harns auf Blut, Zucker, Bakterien und Leukozyten - in sehr unterschiedlichem Umfang genutzt. Haufig sind die Wertigkeit und die Fehlermoeglichkeit einzelner Me- thoden nicht genugend berucksichtigt. So wird z. B. die Hamatokrit- bestimmung, die eine der sichersten, einfachsten und billigsten Me- thoden zur Feststellung der Anamie ist, nur bei einer geringen An- zahl der untersuchten Patienten vorgenommen. Demgegenuber wird die Erythrozytenzahlung, die bei der Kammerzahlung eine Fehlerbreite von weit uber 10% hat und nur fur speziellere diffe- rentialdiagnostische Fragestellungen von Bedeutung ist, bei einem weit hoeheren Prozentsatz der untersuchten Patienten durchgefuhrt.