Vor rund 350 Millionen Jahren durfte die Klasse der Chondrichthyes entstanden sein, deren bekannteste Vertreter die modernen Haie sind. Die Untersuchung ihrer Morpho- logie erscheint interessant, weil sie einen Konstruktionszustand reprasentieren, der die Grundlage fur das Verstandnis von Phylogenie und Ontogenie vieler Wirbeltiere bildet. Bei der Erforschung des funktionellen Baues des cranialen Skelettes haben deshalb schon um die Jahrhundertwende Tiesing (1896), Sewertzoff (1899) und Luther (1908/ 1909) auf die Ordnung der Selachier zuruckgegriffen. Leider gingen diese ersten An- satze wie auch die Arbeiten von Garman (1913), Daniel (1915) und Graf Haller (1926) uber Beschreibungen und Vergleiche kaum hinaus. Beim Menschen unternahmen zu- nachst Weigele (1921) und Richter (1921), spater auch Molitor (1969) und Kuppers (1971) den Versuch, mechanische Gesetzmassigkeiten im Bau des Unterkiefers aufzu- finden. Doch erst 1963 gelang es Crompton und Parkyn, die von saugetierahnlichen Reptilien ausgingen, allgemeine Regeln der Statik auf die Unterkieferentwicklung bei den Saugetieren zu ubertragen. Sie kamen zu dem Schluss, dass in der Entwicklungs- reihe zu den Saugetieren zwei Tendenzen eine wichtige Rolle spielen: die fortschrei- tende Gelenkentlastung und die effektivere Ausnutzung der Muskelkraft durch Anlage eines langeren Hebelarmes. Alexander (1968) beschaftigte sich allgemein mit Tierme- chanik und widmete dem Gebiet der Unterkieferstatik bei Saugetieren einige Kapitel, wobei er hauptsachlich auf Crompton (1963) zuruckgriff. Alle diese Untersuchungen beschaftigen sich rein theoretisch hauptsachlich mit der Kaumuskulatur, deren Zug- richtung, deren Hebelarmen und der sich daraus ergebenden mechanischen Beanspru- chung des Kiefers.