Das vorliegende Buch bietet eine eingehende Analyse der Episode um den Satyrn und Dionysos-Liebling Ampelos, die Nonnos von Panopolis (5. Jh. n.Chr.) in den Büchern zehn, elf und zwölf der Dionysiaka, dem letzten griechischen Epos der Antike, aufspannt. Im Charakterprofil seiner Ampelos-Figur, in deren Todesschicksal und Verwandlung in den Weinstock, spiegelt der Autor sein poetisches Konzept, das zugleich mit der Rückbesinnung auf jahrhundertelang tradierte Kultur- und Erzählformen einer neuen, dionysischen Formensprache verpflichtet ist. Die sprachlichen, stilistischen und kompositionellen Eigenheiten, die kreative Auseinandersetzung mit Dichtern wie Homer oder den Hellenisten, die Übernahme von rhetorischen Techniken und überkommenen poetischen Motiven sowie das gelehrte Spiel mit traditionellen Genera arbeiten auf das narrative Ziel der Ampelos-Episode hin: die Ausstattung des Dionysos mit seinem wichtigsten Attribut, dem Wein. Ampelos ist somit nicht nur Voraussetzung für zahlreiche Narrative in den Büchern 13 bis 48 der Dionysiaka, sondern wird zur Schlüsselfigur im poetischen Dialog der Spätantike und zum Kumulationspunkt des hellenischen Synkretismus des östlichen Mittelmeerraums.