Herbst 1989 in der DDR: In den Städten gehen Tausende Menschen auf die Straße, neue politische Bewegungen und Parteien entstehen, das Politbüro tritt zurück, die Mauer fällt ein grundlegender Wandel zeichnet sich ab. Diese Ausnahmezeit steht im Zentrum der geheimen Berichterstattung der Staatssicherheit an die Parteiführung im Jahr 1989. Die Dokumente lesen sich wie ein Protokoll der Revolution: Am Anfang geht es um lokale Konflikte wie den Streit um den Bau eines Siliziumwerkes in Dresden-Gittersee, Diskussionen in den Kirchen über ihre innere Zerrissenheit zwischen Staatstreue und politischem Anspruch, die anschwellende Ausreisebewegung und erste öffentliche Proteste, insbesondere im Zusammenhang mit den gefälschten Kommunalwahlen im Mai. Am Ende stehen Großdemonstrationen in den Stadtzentren, ein "millionenfacher Reisestrom" an den "Staatsgrenzen" im November und Besetzungen von Dienststellen der Staatssicherheit kurz vor Weihnachten. Die kommentierte Edition illustriert die ganze Rasanz des politischen Umbruchs in der DDR, sie zeigt den Kontrollverlust einer gelähmten Elite und das neue Selbstbewusstsein einer Bürgerschaft, die sich engagiert, organisiert und am Ende die politische Führung übernimmt.