Die vorliegende Forschungsarbeit greift ein Thema auf, das seit langerem eine hohe mediale Aufmerksamkeit hervorruft, die von Stereotypen und Defizit- schreibungen beeinflusst ist. Es geht um die Frage, wie Identitatsbildungsproz- se bei Jugendlichen turkischer Herkunft in Deutschland verlaufen. Wenngleich die Thematik immer wieder Gegenstand empirischer Forschung ist, zeigt sich auch dort erst in den letzten Jahren eine Abkehr von einem Defizit- und Risi- blick, so zum Beispiel in Bezug auf das Theorem der Transkulturalitat (Welsch). Darin schliesst Frau Aicher-Jakob an. So ist sowohl ihr Kultur - als auch ihr Id- titatsbegriff relational, basierend auf kulturtheoretischen Traditionen der - schichtswissenschaft, der Cultural Studies und der Identitatsforschung. Dennoch fragt sie danach, ob es sich bei den von ihr interviewten Hauptschulern primar um ein Leben mit oder zwischen den Kulturen handelt. Die Gegenuberstellung "mit oder zwischen den Kulturen" impliziert eine eind- tige Unterscheidung von deutscher und turkischer Kultur als homogene Enti- ten, die die Autorin stichhaltig auf der Grundlage einer vielschichtigen gese- schaftlichen und kulturellen Analyse hinterfragt. Wohlwissend um die Komp- xitat der verschiedenen Kulturraume und den vielen transkulturellen Entwi- lungen postmoderner Gesellschaften operiert Frau Aicher-Jakob dennoch mit kulturellen Unterschieden, die sie als Arbeitskategorien fur ihre empirische S- die einfuhrt. Sie macht plausibel deutlich, dass transkulturelle Identitaten erst durch die Auseinandersetzung mit Konstrukten von turkischer und deutscher Identitat in ihrer Vielschichtigkeit herausgearbeitet werden koennen.