Eigentlich ist es zum Verwundern: obwohl die sogenannten Massenme dien - Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen vor allem - uns immer mehr Angebote an Unterhaltung, Information, Kommentierung und sogar Bildung machen, werden wir ihrer nicht recht froh. Es gibt wohl kei nen Bundesbürger, den nach einem langen Fernsehabend nicht manch mal der Zweifel anrührt, was er denn nun eigentlich gewonnen habe. Hätte er nicht lieber spazierengehen, lesen oder mit Freunden und Nachbarn re den sollen? Hat sich ein langer Abend vor dem "Flimmerkasten" gelohnt? Während Erwachsene sich in der Regel noch zubilligen, mit den Medien und ihren lockenden Angeboten fertig zu werden, haben sie doch Sorgen bei Kindern und Jugendlichen. Wenn schon Eltern oft nicht aufhören kön nen, "wenn es am schönsten ist", wie sollen dann Kinder dies schaffen? Im übrigen: wer gern viel fernsieht, findet schnell gute Gründe, daß dies auch für seine Kinder nützlich sei: können sie sich nicht politisch informie ren und durch gute Filme qualitätvoll unterhalten lassen? Sind die Medien insofern nicht häufig sogar hilfreiche Miterzieher? Der amerikanische So ziologe Urie Bronfenbrenner hat schon vor Jahren gesagt, Familien be ständen heute aus Vater, Mutter, den Kindern und einem Fernsehapparat. Das Ensemble ist also um ein technisches Gerät erweitert worden, dem ein erheblicher Erziehungseinfluß zugesprochen wird. In Wirklichkeit ist inzwischen alles noch viel komplizierter geworden. Zwar wissen wir, daß gerade Jugendliche keineswegs die fleißigsten Fernsehzu schauer sind - jedenfalls in der Regel.