Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Faktum, daß im 20. Jahrhundert sozialer Wandel - zunächst besonders in der deutschen Geschichte, heute allgemein in der fortgeschrittenen Moderne - wesentlich durch die bewegte Jugend mitbeeinflußt wurde und wird. Zwar ist der Zusammenhang von Jugend und sozialer Bewegung zu facettenreich, um hier allumfassend behandelt zu werden. Doch soll diese Studie zentrale Bausteine zum Verständnis dieses Verhältnisses, das bisher derart noch nicht im Mittelpunkt einer politisch-soziologischen Betrachtung stand, zusammentragen. Das Fehlen einer systematischen Verknüpfung von Jugend und sozialer Bewegung ist auffällig, weil es im Kontrast steht (1) zu einer ganzen Reihe von historischen Arbeiten über die Entwick lung der klassischen deutschen Jugendbewegung, (2) zu einer kaum mehr überschaubaren jugendsoziologischen Literatur, die die je weils gegenwärtige Jugend analysiert, sowie (3) zu einem Auf schwung der politologischen Forschung und Reflexion über soziale Bewegungen in den letzten Jahren. Offensichtlich lagen diesen wissenschaftlichen Fragestellungen eindeutigere und drängendere Motivlagen zugrunde: (1) Die histo rische Aufarbeitung der traditionellen deutschen Jugendbewegung war durch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die Schuldfrage überlagert - entweder sollte eine Wurzel der braunen Barbarei freigelegt werden oder der jugendbewegte Idea lismus sollte nachträglich vor der Vereinnahmung durch die Nazis in Schutz genommen werden. (2) Die seit der zweiten Hälfte der sechziger Jahre explosionsartig angewachsene Jugendforschung, die die vielfältigsten kulturellen, psychologischen, soziologischen etc. Aspekte von Jugend oft ausgehend von empirischen Daten interpretierte,korrespondiert mit der zunehmenden Bedeutung der sich offenbar immer schneller wandelnden jungen Generatio nen für die Bewältigung der gesellschaftlichen Zukunft.