Kriminalprognosen bei Straftätern sind eine anspruchsvolle Aufgabe psychologisch-forensischer Sachverständigentätigkeit. Wissenschaftlich fundiert lassen sich solche Prognosen auf zweierlei Wegen realisieren. Statistisch orientierte Prognosen beruhen auf einem nomothetischen Ansatz und stützen sich auf empirisch kontrollierte Erfahrungen über Rückfallhäufigkeiten und Rückfallprädiktoren mit ähnlichen Tätergruppen. Klinisch orientierte Prognosen beruhen hingegen auf einem idiographischen Ansatz und stützen sich auf die retrospektive Aufklärung der individuellen Ursachen der bisherigen Delinquenz des Täters. Beide Ansätze haben Stärken, weisen aber methodenimmanente Begrenzungen auf. Anliegen des Buches ist daher die Entwicklung einer integrativen Methodik der Kriminalrückfallprognose, die die Stärken beider Methodenfamilien aufgreift und in ein umfassendes Beurteilungsmodell integriert. Zunächst wird eine Einführung in die rechtlichen und wissenschaftlichen Grundlagen von Kriminalprognosen sowie eine Übersicht über aktuelle Prognosemethoden gegeben. Im weiteren wird über eine Serie empirischer Studien berichtet, in der systematisch die Stärken und Schwächen statistischer Prognosen sowie einer dezidierten idiographischen Methodik ausgelotet wurden. Aus den Ergebnissen wird ein Modell zur Beurteilung der Rückfallwahrscheinlichkeit von Strafgefangenen entwickelt, das sich an den hiesigen rechtlichen Anforderungen orientiert und die Vorteile beider Ansätze einbezieht. Das Buch wendet sich an alle praktisch oder wissenschaftlich mit Kriminalprognosen betrauten Berufsgruppen, insbesondere Rechtspsychologen, forensische Psychiater und Juristen. Es stellt erstmals für den deutschen Sprachraum umfassendes empirisches Material zur Übertragbarkeit und Güte der international derzeit bedeutsamsten Prognoseinstrumente sowie für eine dezidiert klinisch-idiographische Beurteilungsmethode zur Verfügung.