1. 1 Forschungs- und Fachperspektiven Eine einheitliche europaische Perspektive auf das Thema Migration und Medien existiert nicht, weder auf der Ebene der politischen Debatten, noch auf der Ebene der Migrations- und Integrationsforschung. Es gibt beispielsweise ganz unterschi- liche Traditionen in Landern mit kolonialer Geschichte und Immigration - etwa Grossbritannien, die Niederlande und Frankreich - und Landern mit sogenannter "Gastarbeitertradition" wie Deutschland, die Schweiz oder die skandinavischen Lander. Hinzu kommen die neuen innereuropaischen Migrationsstroeme von Sud nach Nord seit den Grundungstagen des Europaischen Wirtschaftsraumes und von Ost nach West seit dem Fall der Mauer und der Erweiterung der Europaischen Union. Dies hat - abgesehen von einigen neueren Forschungsansatzen - zu sehr unterschiedlichen Perspektiven in der Migrationsforschung gefuhrt. In Frankreich zum Beispiel galt es lange als verpoent, die Integrationsprozesse ethnischer Mind- heiten wissenschaftlich und politisch zu thematisieren, wahrend in Grossbritannien schon seit den 1980er Jahren eine neuere Forschungstradition existiert (A- raux/Simon 2006). Vollkommen anders und vielschichtiger wird das Thema in Nordamerika, insbesondere in Kanada und den USA behandelt. Die Vereinigten Staaten sind von Anfang an das Ziel von Migrationsstroemen gewesen, zunachst aus den europaischen Landern, spater zwangsweise aus afrikanischen Staaten und in letzter Zeit besonders aus Asien und Sudamerika. Dies druckt sich auch in einer langeren und starker ausdifferenzierten Forschungstradition zur Integration eth- scher Minderheiten aus (Bean et al. 1997).