Mit dieser Veroeffentlichung werden erste Ergebnisse eines Forschungs- projektes vorgestellt, das die Funktionsweise der parlamentarisch-repra- sentativen Demokratie zum Gegenstand hat. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Bedeutung des Deutschen Bundestages im gegenwarti- gen Regierungs- und Gesellschaftssystem der Bundesrepublik. Doch geht es daruber hinaus um ein vertieftes Verstandnis einer auf dem Prinzip demokratischer Reprasentation beruhenden politischen Ordnung, die vor neuen Herausforderungen steht: Darunter zunehmende politische Mitwir- kungsanspruche aus der Bevoelkerung, hoehere Erwartungen an den Sozial- staat und ein insgesamt verstarkter Entscheidungsdruck bei der Loesung neuartiger, langfristiger und zudem international verschrankter Probleme. Gerade deshalb bedarf die komplizierte Ordnung einer Freiheit bewah- renden und zugleich sozial verpflichteten reprasentativen Demokratie der standigen engagiert-kritischen Analyse und Interpretation. Dafur hat die deutsche und internationale Parlamentarismus-Forschung inzwischen vielfaltige Erkenntnisse zutage gefoerdert; die verfassungs- und parla- mentsrechtliche Forschung ebenso wie die politologische Institutionen- analyse. Dagegen sind die politisch-soziologischen Fragestellungen, zumal in Deutschland, noch wenig entwickelt. Diese richten sich nicht auf das Parlament als Institution, sondern auf seine "Akteure", die Abgeordneten; und sie betreffen nicht die rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern die tatsachlichen Verhaltensweisen, politischen Vorstellungen und Hand- lungsspielraume der Parlamentarier selbst. Es ist diese Perspektive der Politischen Soziologie, unter der die hier vorgestellten Untersucbungser- gebnisse einen Beitrag zum Verstandnis der reprasentativen Demokratie leisten sollen.