Als der bedeutende Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gefragt wurde, welches für ihn das eindrucksvollste Buch sei, hat er seine Vorliebe für den Gedichtband von Bertolt Brecht bekundet. Seine Begründung: In der Gegenwart weist Brechts literarische Nachwelt eine von extremer Einfachheit geprägte Tendenz auf. Außerdem schämt er sich nicht, dass er an einer Phobie vor Metaphern leidet und hat den Mut, die Lyrik zu konkret erfassbaren Grundsätzen herabzusetzen, zu einer Dichtung des Seins, deren Ursprung im Verkehr mit dem Alltäglichen wurzelt. Es scheint mir, dass Bogdan Mihai Dascalus Debüt sich in der eben erwähnten Linie der Kondensierungen eingliedern lässt. Brechts Modell wird im Auge behaltet, ohne dass die Obsession des Sozialen und des Politischen irgendeine Rolle spielt. Hingegen sind, genau wie im Falle des Vorgängers, die Flügel der symbolischen und allegorischen Einbildungskraft beschnitten, es wird die Sprache der Straße verwendet, sogar die Wiederholung, die kreisartige Wiederaufnahme wird nicht vermieden. Aber Achtung! Das Wiederkehren zum ersten Eindruck heißt noch lange nicht, dass der Autor nicht von der Stelle kommt, dass er sich von der Monotonie, von der Verweigerung des Neuen und des Tiefsinnigen verlockt lässt. Im Gegenteil! Immer wieder öffnet sich zum Schluss ein Tor, das jenseits der üblicherweise verwendeten Formen weiterführt. Eine Blume und danach noch eine Blume - das Gleichnis deutet nicht auf die Armut der Phantasie hin, sondern auf eine Steigerung, die den Blick auf einen höheren Sinn des menschlichen Daseins lenkt, in Richtung des Absurden oder des Tragischen.