Minnereden bilden die umfangreichste Textgruppe der weltlichen deutschen Literatur des späten Mittelalters. Die zumeist paargereimten Verstexte sind überaus wertvolle Quellen für die Erforschung des vormodernen Diskurses über die verschiedenen Dimensionen zwischengeschlechtlicher Liebe.
Bisherige Minnereden-Anthologien beschränken sich auf die unkommentierte Wiedergabe historischer Sammlungskontexte. Erstmals steht mit der vorliegenden Edition nun ein repräsentatives Bild des Gattungszusammenhangs zur Verfügung. Die Auswahl der 57 Texte – zusammen ca. 10.600 Verse – orientiert sich am Gesamtcorpus der Minneredenüberlieferung und ist gattungstypologisch gegliedert (Preis und Liebesbekenntnis; Liebesbrief und Liebesgruß; Liebes- und Trennungsklage; Tugendlehre und Lasterschelte; Minnesprüche; Rat und Unterweisung durch Lehrinstanzen; Farb- und Blumenallegorese; Dialog und Streitgespräch; Werbungsgespräch; Träume; Minne und Jagd; Minnegericht; Geistliche Ordnung und ihre Verkehrung; Körperliche und käufliche Liebe). Ediert werden die Minnereden jeweils nach einer Leithandschrift, ein Variantenapparat dokumentiert die Parallelüberlieferung, ein Stellenkommentar gibt Übersetzungshilfen.
Gemeinsam mit dem 2013 erschienenen Handbuch Minnereden ist damit ein völlig neuer Zugang zur Gattung möglich. Von der Verfügbarkeit im „Open Access" profitieren sowohl die interdisziplinäre Erforschung des Spätmittelalters als auch der akademische Unterricht.