Menschen werden haufig in Lebenssituationen mit praktischen Problemen, mit akuten oder mit lebendbegleitenden ungeklarten Lebensthemen und -fragen konfrontiert, die als ratbedurftig und veranderungsbedurftig wahrgenommen werden. Die empirische Studie arbeitet unter Berucksichtigung gesellschaftlicher Transformationsprozesse und Leitideen sowie in Abgrenzung zur professionellen (psychosozialen) Beratung - die zunehmend die Orientierungs-, Integrations-, Ordnungs- und Kontrollfunktion fur individuelle ratbedurftige lebenspraktische Fragen und Situationen ubernimmt bzw. beansprucht -, die Vielgestaltigkeit, die Besonderheiten und Veranderungen, die Starken und Schwachen, aber auch moegliche Chancen des persoenlichen Rates heraus. Dabei zeigt sich unter anderem, dass der persoenliche Rat als Wissensform nicht mehr nur ein 'naives' traditionelles Lebenswissen ist oder sich auf ein hilfreiches Problemloesungswissen verkurzen lasst. Vielmehr ruckt der persoenliche Rat als eine eigenstandige kommunikative Wechselwirkungsform in den Mittelpunkt der soziologischen Betrachtung. Ratsuche und Ratgeben ist eine Prozessgroesse in sozialen Beziehungen und tragt zu ihrer Klarung und Gestaltung mit bei. Deshalb ist bei der Wechselwirkungsform des persoenlichen Rates auch an Motive, Interessen, Emotionen, Bedurfnisse etc. zu denken, die hier geweckt, aktualisiert, befriedigt werden oder maskiert auftreten koennen. Erst durch eine eingehendere Analyse wird seine 'uberdeterminierte Form' erkennbar, lassen sich Verschiebungen/Wandlungen von sozialer Anerkennung in Freundschaften, von Autoritat und sozialer Kontrolle in ihren gegenwartigen Tendenzen feststellen. Der Autor, geb. 1950, studierte Soziologie, Psychologie und Philosophie, 2000 Promotion an der Universitat Freiburg/Brsg. mit dieser Studie.