Töchter haben es oft schwer, sich abzunabeln oder richtiger gesagt: die Mutter in sich zu überwinden und sich von ihr zu lösen. Dies geht meist nicht ohne eine von Liebe und Hass geprägte Gefühlszerissenheit und ohne Liebeskämpfe, die sich häufig über Jahre hinziehen, vor sich. Die notwendige und gewünschte Ablösung ist ein mühsamer, aber kreativer Prozess. Der Schritt in die Selbständigkeit dient der Entwicklung und Reifung beider: Auch die Mutter profitiert, Partnerschaft und Kooperation werden möglich. Es geht der Autorin nicht nur darum darum, die Psychodynamik der Liebeskämpfe zwischen Müttern und Töchtern möglichst drastisch und lebensnah zu schildern, sondern vor allem die Schritte der Entwicklung zur autonomen Persönlichkeit aufzuzeigen und so beispielhaft werden zu lassen, dass die Leserin – gleich ob Mutter oder Tochter – sich darin wiedererkennen und praktikable Hilfen für die eigenen Entwicklungs- und Auseinandersetzungsprozesse ableiten kann. Roswitha Stemmer-Beer stützt sich als Mutter zweier Töchter (und natürlich auch Tochter einer Mutter) nicht nur eigene Erfahrungen, sondern hat in einer repräsentativen Befragung zur Mutter-Tochter-Beziehung erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Diese verbindet sie mit Sachkenntnis zu einem lebendigen und informativen Ratgeber, der fundiert und anschaulich Schritt für Schritt aufzeigt, wie sich die zärtliche Verhaftung mit der Mutter energisch, aber liebevoll auflösen und in eine Beziehung fürsorglicher Distanz und respektvoller Selbständigkeit überführen lässt.