Martin Husemann; Lioba Thaut; Frithjof Leopold; Viktor Hartung; Volker Lohrmann; Christina Barilaro; Peter Michalik; Iglh Haupt Verlag AG (2022) Pehmeäkantinen kirja
Ironie ist ein ausgesprochen schillernder und illustrer Begriff. Selbst wenn hier nur die größten Denker angeführt würden, die sich in den letzten zweitausend Jahren mit ihm beschäftigt haben - ein eigenes Buch wäre das Resultat, in dem sich die Geistes geschichte des Abendlandes widerspiegeln würde. Solche berühmten Namen aber wecken falsche Erwartungen. Denn hier soll es nicht um Philosophen, Dichter oder Redner gehen, sondern um den Alltag. Gerade die hohen Vorstellungen von Ironie haben lange Zeit die Tatsache verdeckt, daß es die großen Meister der Ironie nicht nur in den Büchern gibt, sondern auch und vielleicht vor allem im Leben. Und am Anfang stand auch kein Buch, sondern das Gespräch: Sokrates hat nie eine Zeile geschrieben. Die vorliegende Untersuchung soll also Ironie an ihrem Ursprung aufsuchen, I und das heißt. im ganz alltäglichen Gespräch im Freundeskreis. Und obwohl Ironie aufgrund ihrer Faszination und Mystifikation viel behandelt und erörtert wurde, muß zunächst einmal geklärt werden, was dort üherhaupt unter Ironie verstanden wird. Erst dann läßt sich fi'agen, warum man sie unter bestimmten Umständen verwendet und ob sich dasselbe nicht auch anders sagen ließe. Um die Ant\ort gleich vorwegzunehmen: Es läßt sich natürlich nicht anders sagen. Ironie bietet eine Lösung für eine ganze Reihe kommunikativer Aufgaben, eine Strategie für viele soziale Situationen, die sonst nur wesentlich umständlicher und konfliktträchtiger zu bewältigen wären. Und vor allem: ohne das große Vergnü gen und das ästhetische Wohlgefallen, das sie bereitet. Letztlich darin liegt wohl der Grund für die Wertschätzung, der sie sich erfreut.