Mit der Offnung der Grenzen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland am 9. November 1989 beginnt ohne Zweifel ein neues Kapitel in der Geschichte Deutschlands nach dem Zwei ten Weltkrieg. Die den DDR-Biirgem gewiihrte neue Freiziigigkeit in Ost-West Richtung, die Offnung der Mauer, die Schaffung zahlreicher neuer Grenziiber gange in Berlin und an der gesamten innerdeutschen Grenze sowie die Erwar tung tiefgreifender politi scher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Reformen in der DDR haben eine historische Situation entstehen lassen, die Stunden zu vor selbst der kiihnste politische Visionar fur unm6glich gehalten hatte. 1st es angesichts dieser Veriinderungen iiberhaupt zeitgemiiB, ein Buch vor zulegen, in dem Erinnerungen an die Lebensjahre im Schatten der Grenze do kumentiert werden? Die Frage stellen, heiBt, sie bejahen. Die Grenze bleibt trotz aller Reiseer leichterungen das Mahnmal der Teilung Deutschlands. Mauem und Zaune, Wachtiirme und Graben bestimmen noch das Erscheinungsbild der Grenze. Wir sind iiberzeugt, daB in der Dynamik der laufenden Ereignisse diese Dokumentation nachdenkliche Anhaltspunkte fur die gegenseitige Verstiindi gung iiber die Grenzen hinweg bietet. Am historischen Wochenende vom 9. bis 12. November 1989 wurde bei aller Freude iiber die neuen Freiheiten auch bei den DDR-Biirgem das Entsetzen iiber die zum ersten Mal erblickten Grenzbe festigungsanlagen laut. Es wurde gefragt, ob es fur all das Leid der lahrzehnte, fur die erzwungene Unfreiheit und fur die Toten, die bei der "Republikflucht" ihr Leben lassen muBten, iiberhaupt eine Siihne geben kann.