Gegenstand der Edition ist das sog. Diarium Legationis, das Gerlach Adolph von Münchhausen in seiner Funktion als erster Gesandter des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg bei der Frankfurter Königswahl in den Jahren 1741 und 1742 verfasste. Das Diarium ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Dokument. Inmitten des Österreichischen Erbfolgekrieges entstanden, dokumentiert das Diarium die Komplikationen der Sukzession nach dem Tod Kaiser Karls VI. und des zeitweisen Übergangs der Kaiserwürde auf das Haus Wittelsbach im Anschluss an die reichsgeschichtlich dramatischen Auswirkungen der Pragmatischen Sanktion. Auch der seit Jahrzehnten wachsende Einfluss reichsfremder Mächte, insbesondere der Krone Frankreichs, auf die konkreten Geschicke der Reichspolitik finden im Diarium ihren Niederschlag. Auch für die inneren Geschicke Kurhannovers ist das Diarium ein Schlüsseldokument: Für den Aufstieg Münchhausens zum Premierminister in Hannover war die Gesandtschaft nach Frankfurt eine wichtige Etappe. Im Kontext der Reichsversammlungen des Heiligen Römischen Reiches nimmt der Bericht schließlich eine ungewöhnliche Stellung zwischen den nüchternen Versammlungsprotokollen den Gesandtschaftsrelationen ein. Für den regen Wissensaustausch zwischen Gesandtschaft und Hof, für die informellen Formen ministerialer Sozialisierung und klandestiner Diplomatie auf dem Wahltag und für den hohen Stellenwert persönlicher Beziehungen ist das Diarium Münchhausens von kaum zu überschätzender Bedeutung.